Dorfkirche Retschow

Altar

„Ave (Gegrüßt seist du) Maria…“ – mit diesen Worten beginnt das Spruchband über dem Altar der Retschower Kirche in Mecklenburg. Sein Mittelschrein zeigt die Krönung Marias durch ihren Sohn zur Himmelskönigin, umrahmt von einer Vielzahl von Heiligenfiguren. Die Darstellung der Verkündigung und eine Abbildung der Heiligen Sippe auf zwei inneren Tafelgemälden des Wandelaltars sind weitere Szenen aus dem Leben der Mutter Jesu Christi.

Diese Thematik nehmen auch die stark restaurierten mittelalterlichen Wandfresken mit verschiedenen Motiven auf. Im Bildprogramm der kleinen Backsteinkirche aus dem 14. Jahrhundert zeigen sich augenscheinlich Einflüsse der Zisterziensermönche aus dem nahegelegenen Kloster Doberan, bei denen die Marienverehrung eine große Bedeutung einnahm.

Ein anderes Gemälde des Altars, die Darstellung der „Sakramentsmühle“, ist eine weitere Besonderheit der Kirche in Retschow. Das Bibelwort „Und das Wort ward Fleisch…“ aus Johannes 1,14 wird darin in anschaulicher Weise bildlich umgesetzt: Die vier Evangelisten schütten Bibelsprüche in den Trichter einer Mühle, deren Mahlwerk von den Aposteln betätigt wird. Unten „purzelt“ das Jesuskind heraus und fällt direkt in einen Kelch, der von den vier Kirchenvätern gehalten wird.

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Sakramentsmühle

Maria und die Sakramentsmühle stehen im Mittelpunkt der Führung durch die Kirche. Bemerkenswert sind aber nicht nur die Glaubensinhalte der Bilder. Tafeln mit Namen von Gefallenen und Geistlichen, schlichte Epitaphe und alte Gestühlswangen machen die Dorfkirche zu einem Erinnerungsort, der die Geschichte des Ortes und seiner Bewohner widerspiegelt.

Zur Geschichte des Ortes und seiner Kirche gehört leider auch der drohende Verfall, dem das kleine Gebäude aus dem Mittelalter in den Jahrzehnten vor der Wende ausgesetzt war. Dank finanzieller Zuwendungen aus unterschiedlichen Quellen und dank des großen Engagements vieler Beteiligter konnte diese Gefahr abgewendet werden. Während die äußere Hülle, das Dach und das Mauerwerk, weitgehend instandgesetzt wurde, bedarf der Innenraum mit seiner Ausstattung dringend weiterer Maßnahmen.

Eine große Rolle für den Erhalt der Dorfkirche  spielt  der „Förderverein Dorfkirche Retschow“, der mit seinen Mitgliedsbeiträgen, eigenen Initiativen und organisatorischem Einsatz die Maßnahmen anregt, unterstützt und koordiniert. Beeindruckt von dem Engagement der kleinen Gruppe, bin ich vor einiger Zeit dem Verein beigetreten, beobachte die Aktivitäten aus der Ferne meines Wohnorts, bin aber gar nicht so selten auch vor Ort.

Ein Schwerpunkt der vergangenen Jahre war die Sanierung des hölzernen Kirchturms, die im Jahr 2021 abgeschlossen werden konnte. Im Erdgeschoss des Turms wurde ein Gemeinderaum eingerichtet, der auch als Winterkirche genutzt werden soll. Zwischen alten Holzbalken sitzend, bietet sich dem Besucher durch eine breite Glastür der Blick in den Kirchenraum mit seinem mittelalterlichen Schnitzaltar. Ein moderner Anbau an der Nordseite nimmt eine kleine Küche und ein WC auf.

Während der Baumaßnahmen musste der Retschower Hahn die Kirchturmspitze verlassen. So erhielt er die einzigartige Gelegenheit, sich einmal im Innenraum der Kirche umzusehen. Seit dem 12.3.2019 nimmt der Hahn wieder seine angestammte Rolle als Turmbekrönung wahr.

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