„Eichenwald“ bedeutet der Name des Ortes Eickeloh in der Lüneburger Heide. Versteckt hinter hohen Eichen steht auch die Kirche des Dorfes oder, besser gesagt, eine der beiden Kirchen. Das idyllische Heidedorf hat nämlich nicht einmal 1000 Einwohner, aber gleich zwei Kirchen.


Die ältere von beiden, ein schlichter turmloser Bau auf rechteckigem Grundriss, wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtet. Auch im entlegenen Eickeloh in der Allerniederung wandten die Baumeister damals schon Stilelemente der Backsteingotik an.
Fenster, Blenden und das kleine Eingangsportal schließen mit spitzen Bögen ab. Die kleinen seitlichen Fensteröffnungen sind wie noch zu romanischer Zeit im oberen Teil der Wand eingefügt. Nur die östliche Giebelwand ist mit einem breiten unterteilten Fenster und ansteigenden Putzblenden etwas aufwändiger gestaltet.



Als die Kirche im 19. Jahrhundert für die zunehmende Dorfbevölkerung zu klein wurde, entging sie glücklicherweise dem Abriss. Der Neubau wurde in den 1860er Jahren auf einem anderen Platz an der Durchgangsstraße errichtet. Zu dieser Zeit war nach mehreren hundert Jahren der „gotische Stil“ wieder modern geworden – galt er doch als „christlicher“ und „deutscher“ Stil. Zur Zeit der Gotik sind zweifelsohne viele bedeutende christliche Kirchen gebaut worden, ihren Ursprung hatte sie allerdings in Frankreich…
Der Entwurf für die neue Kirche stammt von dem hannoverschen Architekten Conrad Wilhelm Hase, einem der bedeutendsten Vertreter der „Neugotik“. Hase perfektionierte den neuen (alten) Stil durch die Anwendung einer Vielzahl von typischen architektonischen Details und Stilelementen, die auch die Außenfronten des Baus in Eickeloh kennzeichnen.


Das Innere des Kirchenschiffs und der eingezogene Chor schließen mit Rippengewölben ab. Durch zwei Pfeilerreihen werden sehr schmale Seitenschiffe abgetrennt. Der Raumeindruck wird von dem Kontrast zwischen dem Weiß der Wände und Gewölbekappen und dem dunklen Rot der steinsichtigen Bauteile beherrscht.



Um den Gesamteindruck des Kirchenraumes möglichst einheitlich zu gestalten, sind in Eickeloh auch die Kanzel und der Altaraufsatz in Stein ausgeführt. Die Bedeutung der Orte der Predigt und des Abendmahls wird durch die Verwendung von farbig glasierten Formsteinen aus Keramik hervorgehoben. Reliefartige farbige Darstellungen der Evangelisten mit ihren Symbolen schmücken die Brüstungsfelder des Kanzelkorbes.



Der filigran gestaltete Altaraufsatz zeigt im Zentrum eines architektonischen Aufbaus Christus am Kreuz. Die Flächen zwischen den Kreuzarmen enthalten tiefrot glasierte Kacheln mit den Symbolen der Evangelisten, die das Haupt Jesu umgeben.
Im unteren Anteil sind zu beiden Seiten des Kreuzes je zwei Reliefs mit Figuren aus dem Alten Testament zu sehen. Aaron, der erste Hohepriester der Israeliten, ist mit einem Weihrauchgefäß in den Händen abgebildet. Abel und Isaak stehen für die ursprünglich am Altar vollzogene Opfergabe. Abel trägt das Lamm, das er Gott darbringen will. Isaak soll selbst von seinem Vater Abraham geopfert werden, was durch die Erscheinung des Engels verhindert wird.



Melchisedeck schließlich, der Abraham mit Brot und Wein empfängt, leitet über zum christlichen Abendmahl, das am Altar eingenommen wird. Als König trägt er eine Krone auf dem Haupt. In den Händen hält er den Kelch und das Brot.
Ein Altar aus glänzenden Keramiksteinen mag aus heutiger Sicht dem einen oder anderen etwas geschmacklos erscheinen. In Eickeloh fügen sich Altar und Kanzel zu einem sehenswerten einheitlichen Erscheinungsbild im – neugotischen – Stil der Zeit ein. Sei es aus diesem Grund, sei es aus Kostengründen: die Kirche gibt es gleich zweimal mit gleicher Innenausstattung. In Eitzendorf im Kreis Nienburg steht die Schwesterkirche, allerdings nicht im Eichenwald.
