Mönche aus dem benachbarten Zisterzienserkloster Doberan haben wahrscheinlich beim Bau der Kirche in der kleinen Ortschaft Steffenshagen an der mecklenburgischen Ostseeküste mitgewirkt. Der gerade abschließende Chor im Osten wurde im 13. Jahrhundert errichtet. 600 Jahre später bekam die Kirche mit einer Erweiterung im Stil der Neugotik ihre heutige Gestalt. Neben einer interessanten Baugeschichte bietet die Kirche eine Fülle von Details, die mit einer starken Symbolkraft Inhalte des christlichen Glaubens versinnbildlichen.

„Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth…“ – die ersten Verse des 84. Psalms über dem Turmportal der Kirche beschreiben das Gebäude gleichsam als Vorhof des Himmels. In diesem Gotteshaus findet der Eintretende Sicherheit und Geborgenheit. So will der Spruch es uns sagen.


Ein weiteres Portal, die „Priesterpforte“, befindet sich in der Südwand des Chors. Reliefsteine mit wilden Tieren und Fabelwesen schmücken die drei Außenwände des ältesten Bauteils der Kirche, der in seiner Außengestaltung einzigartig ist. Vier verschiedene Tiermotive (Panther, Löwe, Löwin und Greif) sind auf den Steinen zu erkennen. Sie umziehen friesartig in mehreren Etagen die Außenseiten des Chors. Einladend wirken die Abbildungen nicht. Den Menschen im Mittelalter werden sie wahrscheinlich eher Angst eingeflößt haben.





Die Reihenfolge der Motive erscheint willkürlich. Manchmal stehen sich zwei der Tiere wie in einem Kampf frontal gegenüber. Das Kreuz über dem Hinterteil der Löwin und der aufrecht stehende Panther deuten jedoch darauf hin, dass hier nicht nur „das Böse“ dargestellt werden sollte. Ist das Kreuz Symbol für das Christentum schlechthin, steht der Panther in der Legende für Jesus Christus.
Den Eingang zum Chor scheinen zwölf aufmerksame Wächter zu beobachten. Die aus Ton gearbeiteten Skulpturen im Gewände der „Priesterpforte“ stellen biblische Gestalten dar, von denen einige nicht sicher zu identifizieren sind. Der Apostel Petrus mit dem Schlüssel ist zu erkennen, wie auch König Davis mit der Harfe.



Das aus Backsteinen gestaltete Bildprogramm der Außenwände und die Ausstattung des Innenraums stand im Mittelpunkt einer Kirchenführung in Steffenshagen am 21. April 2018. Während dort ein Kampf zwischen Gut und Böse, vielleicht auch zwischen Heiden und Christen dargestellt ist, weisen hier Heiligenfiguren und Kruzifixe aus verschiedenen Epochen und Materialen auf die Kirche als Haus Gottes, seine „liebliche Wohnung“ hin.


Die älteste Christusdarstellung auf dem steinernen Taufbecken (um 1200) zeigt den Gekreuzigten aufrecht mit langem Gewand. In späterer Zeit, wie am Triumphkreuz aus dem 15. Jhd., wird Christus als Leidender mit gesenktem Haupt, Dornenkrone, Wundmalen und Lendentuch abgebildet. In dieser Weise sind auch das geschnitzte Altarkreuz und der Christus einer Kreuzigungsgruppe in einer Nische des Chors gestaltet.




Apropos „Wohnung“… Neben Jesus Christus befinden sich im Haus Gottes in Steffenshagen noch viele andere „Personen“ aus der Bibel oder der christlichen Legendenbildung. Maria, die zwölf Apostel und einige Heilige sind als Schnitzfiguren im vorreformatorischen Altarretabel dargestellt. Die Figuren sind für den Betrachter Vorbild im Glauben, sollen Kraft und Hilfe im täglichen Leben spenden. Den gleichen Sinngehalt trägt der Panther als Symbol für Jesus Christus. Von den Reliefsteinen der Außenwände findet man nur ihn im Innenraum der Kirche, am Eingang zum Chor, wieder.

In Nischen der Chorwände wurden Holzskulpturen der vier Evangelisten aufgestellt, die möglicherweise aus einer alten Kanzel stammen. Im Innenraum wird auch an viele Menschen erinnert, die in der Vergangenheit im Dorf lebten oder mit der Kirche in Verbindung standen. In den Fußboden und in die Wand hinter dem Altar sind Epitaphien aus mehreren Jahrhunderten eingelassen. Auf Holztafeln sind zum Gedenken die Namen der Kriegsgefallenen aus der Gemeinde aufgeführt.


