Dransfeld

Im Sommer ist die Kirche in Dransfeld hinter den Kronen der knorrigen Bäume versteckt. Im Herbst und Winter wird die Sicht auf die Fassade zur Straße hin wieder frei und die unverputzten Wände leuchten an hellen Tagen in der Sonne. Die Kirche wurde im Jahr 1841 fertiggestellt, nachdem der Vorgängerbau wenige Jahre vorher durch einen Brand zerstört worden war. Lediglich der untere Teil des alten Turmes wurde in den Neubau übernommen.

Die seitlichen Längswände werden durch neun schmale Fensterachsen gegliedert. In der Mitte ist auf beiden Seiten unter einem verkürzten Rundbogenfenster ein Eingangsportal eingelassen. Die seitlichen Achsen werden durch ein risalitartiges Vorziehen der Fassade und eine Teilung des Fensters betont.

Den Raumeindruck im Inneren dominiert die Kanzelaltarwand, die in Dransfeld in der Form eines Segmentbogens gestaltet ist. Im unteren Geschoss ist in der Mitte einer dekorativ bemalten Wand mit vier Türen der Altar angeordnet. Im oberen Bereich befindet sich ein offener Umgang. Aus der Brüstung ragt die Kanzel hervor, die zu beiden Seiten von je drei deckenhohen korinthischen Säulen flankiert wird. An den anderen Wänden ist eine umlaufende Empore angebracht, auf der im Westen die Orgel steht.

Das Fehlen von Bildern und Symbolen ist ein typisches Merkmal des von Hellner geschaffenen protestantischen Kirchenraums, der in erster Linie als Ort der Predigt und des Sakramentes galt. Erst um das Jahr 1900 erfolgte eine dekorative Ausmalung im Bereich der Kanzelaltarwand. Aus der gleichen Zeit stammt ein farbiges Glasfenster hinter der Kanzel mit der Darstellung der Ölbergszene.

Dem betenden Jesus erscheint der Engel mit einem Kreuz. In einem kleinen Feld am unteren Rand ist Judas abgebildet, den Geldbeutel in seiner Hand haltend. Hostie und Kelch im Bogenfeld des Fensters stehen für den Leib und das Blut Christi.

Wie in vielen anderen Kirchen wird auch in Dransfeld das Gedenken an Kriegsgefallene wachgehalten. Opfer der Kriege, die im Zuge der Schaffung eines deutschen Nationalstaates im 19. Jahrhundert geführt wurden, sind auf einer massiven Holztafel aufgelistet. Die vielen Namen mit Berufsbezeichnungen geben auch Aufschluss über die damalige soziale Struktur der Gemeinde. Befremdlich mutet allerdings die lateinische Inschrift im Sockel an, die das übersteigerte Nationalbewusstsein einer – zum Glück – vergangenen Zeit widerspiegelt: „Dulce et decorum est pro patria mori“ (Angenehm und geziemend ist es, für das Vaterland zu sterben)…

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