Die Nikolaikirche in Oesselse liegt mitten im Ort. Die höchste Stelle hat man vor langer Zeit für den Bau der ersten Kirche ausgewählt. Umgeben vom früheren Friedhof, an den einige Grabmale und ein alter Baumbestand erinnern, Bauernhöfe und das Pfarrhaus in der Nachbarschaft – das kleine Gotteshaus der Ortschaften Oesselse und Ingeln unweit von Hannover ist eine typische Dorfkirche. Doch nicht nur dörfliche Idylle, auch interessante Rückblicke in die Ortsgeschichte bieten sich dem aufmerksamen Betrachter beim Gang über das Gelände.
Der „ehrenfeste und mannhafte“ Johan Döpken aus Oesselse, der „ehr- und achtbare“ Gerhard Baxmann und der „ehr- und arbeitssame“ Jobst Heynemeyer aus Ingeln – von diesen drei Dorfbewohnern erzählen die Grabsteine aus dem 17. Jahrhundert, die an den Außenwänden aufgestellt sind. Wie Auszüge aus den Kirchenbüchern lesen sich die Inschriften, geben Auskunft über Lebensdaten, Ehefrauen und Kinderzahl.
Inschrift Turm Ansicht von Norden
Einblicke in die Geschichte der Kirche vermitteln Inschriften in den Fensternischen des Sakristeianbaus im Osten. Eine im Jahr 1466 erbaute Kirche wurde demnach im Dreißigjährigen Krieg zerstört, 1647 wieder aufgebaut und am 3. Mai 1836 nach einer letzten Predigt „niedergerissen“. Neben den Bauherren und dem Mauermeister wird auch der „Baumeister Hellner“ namentlich erwähnt, auf dessen Entwurf hin die schon im darauffolgenden Jahr fertiggestellte neue Kirche erbaut wurde. Hellner setzte an den Turm aus dem Mittelalter eine Saalkirche, die außer den fünf Rundbogenfenstern an den Längsseiten keine weiteren Gestaltungsmerkmale zeigt.

Im flachgedeckten Innenraum ist im Bereich der Westwand eine U-förmig in den Raum ragende Empore angebracht, auf der sich auch die Orgel befindet. Die gegenüberliegende Kanzelaltarwand im Osten zeigt die Handschrift des klassizistischen Baumeisters. Der mittlere Teil der Wand wird durch vier kannelierte Pilaster mit geschnitzten korinthischen Kapitellen in drei Achsen gegliedert, Kanzel und Altar im Zentrum, Türen in den seitlichen Achsen. Den Abschluss zur Decke bildet ein breites Gebälk mit einem Palmettenfries.

Der erste Pastor, der auf dieser Kanzel gepredigt hat, war wahrscheinlich Johann Ferdinand Brauns. Er hat seinen Nachfolgern, die durch die Tür zur Sakristei eintraten, einen guten Ratschlag gegeben:

Aber auch die Dorfgemeinschaft der „Vereinten Gemeinen Oesselse und Ingeln“ richtet sich anlässlich der Einweihung ihrer neuen Kirche im Jahr 1836 mit einem frommen Wunsch an künftige Generationen:

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