Helle Wände und Bänke, eine flache weiße Decke, die Orgelempore an einer Schmalseite – der Innenraum der St. Michaeliskirche in Bienenbüttel erscheint auf den ersten Blick wie der typische „Predigtsaal“ Hellnerscher Prägung. Die schlichte Kanzelaltarwand verstärkt diesen Eindruck. Mit ihren geraden Linien, den beiden seitlichen Türen und Fenstern wirkt sie wie die in den Raum gestellte Außenwand eines Hauses. Vom „Balkon“ im Obergeschoss, der Kanzel, wird das Wort Gottes verkündigt.

Doch die heutige Ausgestaltung der Wand will mehr sagen. Sie rückt Jesus Christus in den Mittelpunkt. Beim Durchschreiten des Mittelgangs fällt der Blick unweigerlich auf das Altarkreuz aus dem Jahr 2017. Das dunkle Kreuz, Sinnbild für das Leiden und Sterben Christi, hebt sich deutlich von der hellen Umgebung ab. Es hat keine geraden Konturen, es wirkt wie zerbrochen, gesplittert.

Unterschiedliche Darstellungen von Jesus Christus erscheinen an der Rückwand der Kanzelempore. Die farbigen Glasmalereien in den Bogenfeldern der drei Fenster sind Stiftungen von Konfirmanden aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. In der Mitte, direkt über der Kanzel, ist der segnende Christus abgebildet. Die beiden anderen Fenster zeigen ihn symbolisch als Lamm mit der Siegesfahne und als Pelikan, der, wie man im Mittelalter glaubte, seine Jungen aus seinem roten Kehlsack heraus mit seinem eigenen Blut nährt. Opfertod und Auferstehung sind hier sinnbildlich dargestellt.
Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn…
So steht es auf dem Epitaph des Pastors Toppius und seiner Ehefrau Anna Clara, geb. Koepken, das an einer Außenwand der Kirche aufgestellt ist. Anfang des 18. Jahrhunderts sind die beiden verstorben. Ihr Gottvertrauen und ihre Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod spricht auch aus den anderen Bibelversen des Grabsteins. Toppius war Pastor in Bienenbüttel, wirkte allerdings noch in der alten Feldsteinkirche, die seit dem Mittelalter an der gleichen Stelle stand.
Aus der Zeit dieses Baus stammt ein über der Sakristeitür angebrachter Wappenstein des Eberhard von Holle mit der Jahreszahl 1564. Der einflussreiche Kirchenmann, Abt des Lüneburger Michaelisklosters, veranlasste während seiner Amtszeit eine Renovierung der alten Kirche.



Im Jahr 1837 wurde nach den Plänen Hellners das neue Gotteshaus, „Templum dei“ auf lateinisch, erbaut. Das erzählt eine Portalinschrift, die auch die Namen der für den Bau Verantwortlichen angibt. Die Kirche in Bienenbüttel ist ein rechteckiger Saalbau aus Backstein mit Walmdach. Die Längsfassaden werden durch fünf, die Querseite durch drei Fensterachsen gegliedert. Die mittleren Achsen sind risalitartig diskret vorgezogen und nehmen im unteren Teil jeweils eine Eingangspforte mit hohem Türsturz auf, der Raum für Inschriften bietet. Weitere Gestaltungsmerkmale weisen die Außenwände nicht auf.

Eine eigene Geschichte hat übrigens der Kirchturm. Um Kosten zu sparen, wurde das neue, größere Kirchenschiff an den vorhandenen Turm aus dem Jahr 1702 angefügt. Erst 1907 entschloss man sich, auch diesen alten Feldsteinturm zu ersetzen. Der Neubau aus Backstein verlieh der Außenansicht von nun an einen einheitlicheren Aspekt.