Die im Jahr 1845 fertiggestellte Kirche in Alt-Garbsen wirkt auf den ersten Blick nicht wie ein typischer Bau Hellners. Es ist vor allem die Turmfassade, die nicht zu „seinem“ Stil zu passen scheint. Die Pläne des Architekten sahen eine ausgesprochen schlichte Ausführung vor, wie sie im Wesentlichen auch heute noch zum Ausdruck kommt. Die Fassaden sind lediglich durch breite Ecklisenen und charakteristische Rundbogenfenster gegliedert. Nur die rückwärtige Schmalseite wird durch ein Gesims in zwei Geschosse geteilt. Die mittlere der drei Fensterachsen weist ein rundbogiges Portal auf.

Erst einige Jahrzehnte später erschien den Verantwortlichen vor Ort das Aussehen ihrer Kirche offenbar allzu schmucklos, so dass die Turmfassade um 1900 neobarock umgestaltet wurde. Die Front erhielt einen geschwungenen Giebel. Aus dessen Mitte ragt der quadratische Turm empor, den eine geschwungene Haube mit Laterne krönt.
Ein lichtdurchfluteter Kirchenraum war für Hellners protestantisches Liturgieverständnis unabdingbar. In Alt-Garbsen wird der für 220 Besucher konzipierte Innenraum durch je vier wandlange Fenster an den Längsseiten erhellt. An den Schmalseite sorgen geschosshohe Fenster für Tageslicht. Diese „Lichtflut“ kommt besonders bei tiefstehender Sonne in den Wintermonaten zur Wirkung, wie meine an einem Februartag gemachten Fotos zeigen.


Auch die Gestaltung des Innenraums ist sehr zurückhaltend, zeigt aber klar die Handschrift Hellners. Aus einer umlaufenden, von dorischen Säulen gestützten Empore ragt in der Mittelachse, direkt über dem Altar positioniert, der Kanzelkorb hervor. Im Bereich der Altarwand ist die Empore an den Ecken abgerundet. Eine wie in vielen anderen Kirchen Hellners aufwändig gestaltete Kanzelaltarwand kam in Alt-Garbsen nicht zur Ausführung. Obligat sind die beiden Türöffnungen links und rechts des Altars, durch die die Abendmahlsteilnehmer früher von der „Brotseite“ zur „Weinseite“ gelangten. Dekorative Elemente fehlen. So kommen vor dem Hintergrund der hellen Ausmalung neueren Datums die modern gestalteten Paramente und der Altarschmuck besonders zur Geltung.


Der älteste Teil der Ausstattung ist die Orgel, die in Teilen noch aus dem 17. Jahrhundert stammt. Ursprünglich für die Marktkirche in Hannover gebaut, gelangte sie über das Kloster Marienwerder nach Alt-Garbsen. Die Jahreszahl 1715 bezieht sich auf den Bau des Orgelprospektes. Dank einer für damalige Zeit eher zurückhaltenden Ausführung und dank eines hellweißen Anstriches, aus der sich nur die in Gold gefassten Akanthusschnitzereien hervorheben, fügt sich die barocke Orgel in den schlichten klassizistischen Kirchenraum ein. Gerade wegen ihres anderen Stils wirkt sie auf der Empore über dem Eingang als Blickfang.
