Gielde und Gitter

Ansicht von Südost
Gielde
Gitter

Die Kirchen in den beiden Dörfern im Südosten Niedersachsens haben viele Gemeinsamkeiten. Mit ihren Walmdächern, den Außenfassaden aus exakt behauenen Sandsteinquadern und den langen Rundbogenfenstern bieten sie ein ganz ähnliches äußeres Erscheinungsbild. Von den sieben Fensterachsen weisen die seitlichen je zwei übereinanderstehende Fenster auf – ein von Hellner häufig verwendetes Gestaltungsmerkmal. Sie werden durch Lisenen eingerahmt, wobei in Gitter die westliche Achse des Baus in Gestalt eines breiteren Querriegels besonders hervorgehoben wird. Die etwa gleich großen Gebäude wurden beide in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet.

HERR DEIN WORT IST DIE RECHTE LEHRE

Ps. 93.5. MDCCCXLVI

Diese Inschrift über dem Portal der Kirche in Gielde ist Programm. Der Bibelvers ist unter einem spitzen Giebel an der Fassade des eingezogenen Turms angebracht, der die westliche Fassade leicht überragt. Das Gotteshaus als Ort der Verkündigung des Wortes, als „Lehranstalt“ für den Kirchgänger. So dachte man in der Erbauungszeit der Kirche, im Jahr 1846. Auch die einfache Ausstattung des Innenraums spricht für diese Sichtweise. Eine flache Decke, eine umlaufende Empore auf dorischen Säulen, kaum Dekor – der Blick des Gottesdienstbesuchers richtet sich unweigerlich auf den Kanzelaltar. Das Altargemälde – dargestellt ist die Kreuzabnahme – und der auf dem Behang abgebildete Weinstock sind die einzigen bildlichen Darstellungen, die an Jesus Christus erinnern.

Das Altargemälde der Christuskirche in Gitter diente offenbar als Leitbild für die Namensgebung der Kirche im Jahr 1996. Es zeigt einen sanft lächelnden, auf Wolken stehenden Jesus mit ausgebreiteten Armen. Das Bild kam im Jahr 1870 in den Besitz der Kirche. Die romantisch-verklärte Christusdarstellung mag sicher nicht jedem gefallen, stellt aber einen reizvollen Kontrast in dem hellen Kircheninneren dar.

Der Raum ist wie in Gielde flach gedeckt, Emporen finden sich nur an den Schmalseiten, wobei unter der Orgelempore durch Verglasungen eine Winterkirche abgetrennt wurde. Die Kanzelaltarwände, in anderen Entwürfen des Baumeisters prachtvoll gestaltet, sind in beiden Kirchen nahezu puristisch ausgeführt. Auch in früheren Zeiten standen den meisten Gemeinden schließlich keine unbegrenzten Finanzquellen zur Verfügung.

Westempore

Die Eingangspforte befindet sich im breiten Westriegel des Gebäudes, dem der Turm wie ein Dachreiter aufsitzt. Auch hier ist über der Tür eine Schrifttafel eingelassen. Beim Lesen des Textes meint man ähnlich wie in Gielde den erhobenen Finger des dozierenden „Predigers“ vor Augen zu sehen:

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