Eimsen

Die Kirche in Eimsen liegt auf einer Anhöhe inmitten des Dorfes, das sich an einem Hang des Leineberglands erstreckt. Es ist diese idyllische Lage, die sie unter den vielen Kirchen Hellners auszeichnet, von denen die Mehrzahl in der flachen Norddeutschen Tiefebene liegt. Ein alter Baumbestand, einige erhaltene Gräber des alten Friedhofs und das Kriegerdenkmal im Umfeld machen den Kirchplatz zu einem reizvollen Ortsmittelpunkt.

Nach jahrzehntelangen Planungen wurde die Kirche in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet. Die Baugeschichte wird auf der Seite „Chronik des Kirchenbaus“ ausführlich beschrieben.

Die Kirche zählt zu Hellners kleineren Bauten. Aufgemauert aus exakt behauenen Steinquadern, trägt sie mit ihrem rechteckigen Langhaus, den hohen Rundbogenfenstern und dem eingezogenen Westturm unverkennbar die Handschrift des Baumeisters aus Hannover. Einige bauliche Details kennzeichnen sie als ein Werk seiner letzten Schaffensjahre.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts orientieren sich die Architekten wieder an den Baustilen des Mittelalters. Im Kirchenbau wird die Neugotik der vorherrschende Stil. Hellner, dessen Bauwerke meist typische Beispiele klassizistischer Architektur sind, verwendet in Eimsen Stilelemente der Romanik.

An der Westwand schließt sich ein hoher, polygonaler Choranbau an, der durch Lisenen gegliedert wird. Die hoch angesetzten gekuppelten Rundbogenfenster sind durch kleine Säulen mit Würfelkapitellen unterteilt. Einen besonderen Akzent in der Gestaltung der Fassaden setzt der an Chor und Langhaus unter der Traufe durchlaufende Rundbogenfries.

Bei der Ausführung des Turmes greift Hellner die gleichen Gestaltungsmerkmale auf. Die Wände sind im oberen Teil von Schallluken durchbrochen, über denen die Zifferblätter der Turmuhr angebracht sind. Oberhalb des Portals ist zwischen einem Okulus und einem kleineren Fenster über einem Rundbogenfries eine Schrifttafel eingelassen.

„Nahet euch zu Gott, so nahet er sich zu euch“

So lautet der Text, ein Vers aus dem Jakobusbrief, auf der leider recht verwitterten Tafel – eine verheißungsvolle Einladung, in das Gotteshaus einzutreten. Durch die kleine Turmhalle gelangt man in den flach gedeckten Kirchenraum, der denkbar schlicht ausgestattet ist.

Einfarbig gestrichene Wände, keinerlei Ornamentik, Bankreihen, ein Bildnis Luthers an der Orgelempore – ein nüchterner, funktionaler Gottesdienstraum, in dem nur die Prinzipalstücke die Blicke auf sich ziehen. Die Predigt, der von der Orgel begleitete Gesang und die Sakramente Taufe und Abendmahl standen bei der Konzeption des Raums im Mittelpunkt.

Anders als bei fast allen anderen Kirchen Hellners sind Kanzel und Altar, die Orte von Predigt und Abendmahl, hier nicht in einer kunstvoll gestalteten Wand zusammengefasst. Die Kanzel und der moderne Taufstein sind vor den seitlichen Wandabschnitten der Ostwand aufgestellt. Der mit einem Sterngewölbe abschließende halbrunde Chor nimmt den Altar auf. An der Westseite ist eine auf schmalen viereckigen Pfeilern ruhende U-förmige Empore eingebaut, auf der die Orgel ihren Platz findet.

Die Heilige Sippe

Während bei nahezu allen Kirchenbauten Hellners im Zuge des Neubaus vorhandene Ausstattungsgegenstände nicht übernommen wurden, hat sich in Eimsen ein Altarretabel aus vorreformatorischer Zeit erhalten. Die geschnitzte Darstellung der „Heiligen Sippe“ – dabei handelt es sich wahrscheinlich um den mittleren Schrein eines größeren Flügelaltars – ist ein Blickfang im nüchternen Kirchenraum.

Altarretabel

Maria als Himmelskönigin mit dem Jesuskind, umgeben von einer Schar von Frauen, Männern und Kindern… Die Darstellung von Jesus im Kreise seiner weiteren Familie war vor der Reformation, besonders im 15. Jahrhundert, ein beliebtes Thema in der sakralen Kunst. Dabei sind die meisten der Personen in der Bibel nicht belegt, sondern entstammen anderen Schriften und einer jahrhundertealten Legendenbildung.

Kurz skizziert setzt sich die abgebildete Großfamilie wie folgt zusammen: Zur Rechten der Gottesmutter mit Kind sitzt ihre Mutter, die Heilige Anna, zur Linken ihre Cousine Elisabeth. Letztere hält ihren Sohn Johannes auf dem Schoß, der später als „der Täufer“ in die biblische Geschichte eingehen wird. Nach der Überlieferung war Anna dreimal verheiratet und hatte noch zwei weitere Töchter. Die jungen Frauen, die auch Maria hießen, sind mit ihren Kindern abgebildet. Bei den Männern im Hintergrund handelt es sich um die Ehemänner der erwähnten Frauengestalten.

Die Apostelfiguren, die heute den Kanzelkorb schmücken, könnten Teile des gleichen Altars gewesen sein, sind sie doch stilistisch ähnlich. Nur Johannes mit dem Kelch und Petrus mit dem Schlüssel kann man sicher identifizieren.

Die Dorfkirche in Eimsen fügt sich in die lange Reihe der evangelisch-lutherischen Kirchen Hellners ein. Hervorzuheben ist ihre Rolle als Spätwerk des Baumeisters. Ihre unerforschte Baugeschichte wie auch die Herkunft ihres mittelalterlichen Altars geben Rätsel auf.

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