
… kürzer und ausdrucksstärker kann eine Inschrift kaum sein. Die drei Buchstaben zieren das breite Gebälk des Hauptportals der St. Jacobi Kirche zu Stolzenau. „Dem Gott“ oder auch „Für Gott“ – so kann man das kurze lateinische Wort übersetzen. Der Sinngehalt des Gebäudes wird damit jedem klar werden. Zwei Pilaster mit ionischen Kapitellen stützen das Gebälk, ein spitzer Giebel schließt das Portal ab. Wie der Eingang in einen antiken Tempel wirkt diese Pforte.



Die Kirche in Stolzenau ist eines der größten und aufwändigsten Werke Hellners. Prächtige Portale, Eckquaderungen und rundbogige Fensternischen mit differenziert gestalteten Füllungen tragen zur repräsentativen Wirkung der Fassaden bei. Baubeginn des Langhauses, das im Osten mit einem rundlichen Anbau, einer Rotunde, abschließt, war das Jahr 1828, wie aus einer Tafel über dem östlichen Eingang zu ersehen ist. Ein weiterer Blickfang ist der schlanke Westturm. Sein gedrehter Helm, ein Beispiel meisterhafter Zimmermannsarbeit, ragt hoch in den Himmel.




Geschmiedete Ziffern unter der Traufe des Turms deuten auf die Errichtung des Turms hin, der im Jahr 1679 fertiggestellt wurde.


Bänke wohin das Auge blickt – das ist der erste Eindruck im Innenraum der Kirche. Unten, auf der Erde, wo das Gestühl für die Gemeinde steht, bestimmt Schlichtheit den Raum. Einfache dorische Holzsäulen stützen die Empore. Der Altar mit seinen Kerzen und dem modernen Kreuz, die darüber angebrachte Kanzel und der steinerne Taufstein aus dem Mittelalter mit der Osterkerze prägen, wie auch die Orgel auf der Westempore, den Raum als Ort des Gottesdienstes.


Weiter oben wird die Ausstattung des Kirchenraums kunstvoller. Die Säulen im Emporengeschoss enden mit fein gearbeiteten ionischen Kapitellen. Sie stützen die Decke, die sich über dem Mittelschiff mit einem weiten hölzernen Tonnengewölbe nach oben, zum Himmel öffnet. Gemälde mit himmlischen Heerscharen schmücken die Decke allerdings nicht. Jede einzelne der unzähligen Kassetten enthält eine gemalte Rosette.


Im Himmel, da wo Gott wohnt, ist Licht. In Stolzenau wird diese Lichtwirkung durch das große halbkreisförmige Fenster oberhalb der reich verzierten Kanzelaltarwand erzielt. Die künstlerische Gestaltung des Innenraums erlebt hier ihren Höhepunkt. Die korinthischen Kapitelle der Säulen und das Gebälk mit einem Palmettenfries sind meisterhafte Schnitzarbeiten.

Kirche als Abbild von Himmel und Erde? Beim Kirchenbau in Stolzenau hat Hellner diesen Gedanken protestantisch-nüchtern, im klassizistischen Stil, umgesetzt.

Übermäßige Prachtentfaltung war übrigens diesem Herrn, dessen Gemälde in der Kirche zu sehen ist, ein Gräuel. So dezent ausgeprägt hätte sie ihm vielleicht gefallen…
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