Das ist das Zifferblatt der Kirchturmuhr von Schippenbeil, einer kleinen Stadt im Norden Polens. Die Gelegenheit, einen Kirchturm zu besteigen, direkt unter dem großen Zifferblatt zu stehen und dabei den Glockenstuhl und das Gewölbe von „oben“ zu sehen, bietet sich nicht alle Tage. Trotz meiner Höhenangst konnte ich im Frühjahr 2017 eine spontane Turmbesteigung nicht ablehnen, zu der mich ein junger Mann einlud, der mit Maurerarbeiten am Pfarrhaus beschäftigt war.





Schippenbeil, im früheren ostpreußischen Kreis Bartenstein gelegen, wurde in einer Schleife des Flusses Alle erbaut. Die Stadt erlitt am Ende des zweiten Weltkrieges starke Zerstörungen. Die an der Spitze der Flussschleife gelegene Stadtkirche, eine im 14. Jahrhundert begonnene Hallenkirche mit eingezogenem rechteckigem Chor, blieb unversehrt. Von der Galerie unterhalb der Zifferblätter der Turmuhr bietet sich eine herrliche Aussicht. Der Blick vom Turm ist auf die einzige erhaltene Häuserzeile am früheren Markt gerichtet.

Der Innenraum der Hallenkirche, in polnischer Zeit renoviert, wird durch die kräftigen Pfeiler und durch achtzackige Sterngewölbe geprägt. Von der früheren Innenausstattung, meistenteils Schnitzarbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts, sind einige Teile erhalten.

Blickfang im Chor ist der dreistöckige Hochaltar, der die Jahreszahl 1670 in der Bekrönung trägt. Umrahmt von reichhaltigen ornamentalen Schnitzereien und Putten finden sich im mittleren Geschoss Skulpturen der vier Evangelisten. Gemälde in den Mittelfeldern und den zwei seitlichen Medaillons stellen Szenen aus dem Leben Jesu dar. Das Madonnengemälde im Mittelpunkt wurde in polnischer Zeit eingefügt.




Auch die Kanzel und Teile früherer Emporenbrüstungen wurden restauriert. Als zeitlose bildliche Zeugnisse unseres Glauben schmücken sie wie schon seit Jahrhunderten auch den heutigen Kirchenraum aus. Ihre einfachen Gemälde stellen die Apostel, Evangelisten und biblische Szenen dar. Die Brüstung an der nördlichen Wand des Kirchenschiffs zeigt unterhalb der Apostel die Verse des Glaubensbekenntnisses. Wahrscheinlich kann kaum einer der polnischen Kirchgänger den deutschen Text in der alten Schrifttype lesen. Immerhin hat das dekorative Element einen würdigen Platz gefunden. Es ist direkt oberhalb der beiden Beichtstühle angebracht.



