Tag des offenen Denkmals 2021

Schein und Sein“ – unter dem Motto des Denkmaltags im Jahr 2021, der im Gegensatz zum Vorjahr wieder Präsenzveranstaltungen ermöglichte, stellte ich die St. Bernwardkirche in Eddesse einem interessierten Kreis vor. Den Ablauf der Veranstaltung finden Sie hier:

Wie kann ich einem Kirchenneubau auf dem platten Land angesichts beschränkter finanzieller Mittel ein ansprechendes, repräsentatives Aussehen geben? Vor dieser Frage stand der Baumeister der Kirche in Eddesse in den dreißiger Jahres des 19. Jahrhunderts. Friedrich August Ludwig Hellner hat das Problem wie bei vielen anderen seiner Bauten gelöst, indem er kostengünstige Materialien und Arbeitsmethoden zur Anwendung brachte. Dabei ließ er eine solide Bauweise dennoch nicht außer Acht.

Das Motto des diesjährigen Denkmaltages kann anhand einer Reihe von Details in der Dorfkirche in Eddesse veranschaulicht werden. Das Erscheinungsbild des Gebäudes zeigt auch, dass das Schlagwort „Mehr Schein als Sein“ nicht unbedingt mit Abwertung oder Minderwertigkeit gleichzusetzen ist.

Der Innenausbau der Kirche wurde gänzlich in Holz ausgeführt. Bei der Säulenarchitektur orientierte sich Hellner an der klassischen Säulenordnung. Während sich das Kapitell einer dorischen Säule relativ einfach durch den Tischler gestalten ließ, hätte das Blattwerk am Ende einer korinthischen Säule, wie Hellner sie im Bereich der Kanzelaltarwand einsetzte, aufwändige Schnitzarbeiten erfordert. In Eddesse wurde der von Hellner angeordnete „korinthische Stil“ der Säulen und Pfeiler im Bereich der Kanzelaltarwand durch Aufmalung von schmalen Blättern in Goldfarbe nachgeahmt.

Die umlaufenden Friese oberhalb und unterhalb der Empore wurden, wie auch die Dekore der Brüstungen, durch Schablonenmalerei gestaltet. Diese Technik konnte lokalen Handwerkern in Auftrag gegeben werden.

Auch bei der Fassadengestaltung wurde auf ein ansehnliches Erscheinungsbild Wert gelegt. Allerdings trifft das nur auf die zur Straße hin gelegene Südfassade zu. In diese Wand wurde das Eingangsportal eingelassen, das wie die Rundbogenfenster von Quaderputz umrahmt wird, der die Verwendung von Werksteinquadern nachahmt. Die Nordfassade verfügt zwar über die gleiche Fenstergliederung, ist aber wie die westliche Außenwand glatt verputzt.

Eine Aufgabe erwartete die Besucher auch: die Außenmaße des Kirchenschiffs sollten mit denen einer Grundrisszeichnung aus dem Jahr 1820 verglichen werden. Die Abmessungen waren völlig unterschiedlich, was wiederum nicht am falschen Messen lag. Der Grundriss bildete die viel kleinere Vorgängerkirche ab, die einige Jahre vor dem Neubau abgerissen worden war.

Bericht aus dem Gemeindebrief der Kirchengemeinden Abbensen-Eddesse-Oelerse „Gemeinde Leben“, Ausgabe 1/22

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