Chronik des Kirchenbaus zu Eimsen

Wer die heutige Ansicht der Kirche in Eimsen mit der abgebildeten Bauzeichnung aus dem Jahr 1818 vergleicht, wird unschwer erkennen, dass der Plan nicht zur Anwendung gekommen ist. Von diesem Entwurf bis zur Einweihung des Neubaus werden fast vier Jahrzehnte vergehen.

Bauzeichnung 1818; Quelle: Landeskirchliches Archiv Hannover, Sign. D 43, Spec. Eimsen, 511 I

1818 – Erste Pläne

Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ist die Kirche in Eimsen, über deren Ursprünge keine Informationen vorliegen, so baufällig, dass erste Überlegungen bezüglich eines Neubaus angestellt werden. Maurermeister Kratzenberg aus Alfeld wird mit der Planung beauftragt. Er entwirft eine Zeichnung, die neben den abgebildeten Seitenansichten Grundrisse und Innenansichten enthält. Des Weiteren wird ein Kostenvoranschlag von ihm erstellt, der auch den Abriss der Vorgängerkirche berücksichtigt. Die Planungen werden wegen einer nicht gesicherten Finanzierung auf Eis gelegt. Zudem steht einer der Patrone der Kirche, der Graf von Wrisberg, dem Vorhaben eher ablehnend gegenüber.

Titelseite Kostenvoranschlag; Quelle: ebd.

1834 – Der nächste Versuch

Erst in den 1830er Jahren – so ist es jedenfalls der Aktenlage zu entnehmen – wird das Projekt „Kirchenbau in Eimsen“ wieder aufgenommen. Der bauliche Zustand der Kirche hat sich offenbar weiter verschlechtert. 1833 berichtet Pastor Bosse über einen langen Riss im Turm, das Gemäuer beginne sich zu neigen. Der „Amtszimmermeister“ Pape aus Gronau nimmt daher im Januar 1834 die Glocken vom Turm und fertigt einen Glockenstuhl an anderer Stelle an.

Am 15. Mai 1834 wird in der Angelegenheit in der „Schulstube“ zu Eimsen eine Versammlung abgehalten, bei der neben dem Pastor Gemeindemitglieder, Vertreter der Patrone und der Amtszimmermeister als Sachverständiger anwesend sind. Die Größe der neuen Kirche, der Bauplatz und die Finanzierung sind die Tagesordnungspunkte der Beratung. Eine im Jahr 1833 angefertigte „Seelenliste“ dient als Grundlage für die projektierte Größe. Sie weist für Eimsen 262, für das zur Kirchengemeinde zugehörige Wettensen 140 Einwohner aus.

Da die alte Kirche an einem Abhang liegt und der sie umgebende Kirchhof seit langem kaum noch freie Stellen für Begräbnisse aufweist, soll der benachbarte „Pfarrgarten“ als Bauplatz erworben werden. Die Baukosten sollen zum Teil aus dem Kirchenvermögen bestritten werden, des Weiteren werden Geldmittel von den Patronen erwartet. Hand- und Spanndienste sind von der Gemeinde zu leisten. Meister Pape wird mit der Planung beauftragt. Sein erhaltener Kostenvoranschlag kommt auf eine Gesamtsumme von 3653 Reichstalern. Die neue Kirche soll 230 Sitzplätze umfassen.

Auch von dem zweiten Patron, dem Herrn von Reden, ist keine finanzielle Hilfe zu erwarten. Seiner Meinung nach ist der Anschlag zu hoch angesetzt. Die kleine Gemeinde könne zum Beispiel auf den Turm verzichten. Außerdem habe sie ja nicht einmal ein Pfarrhaus (der Pastor wohnt in Alfeld) und könne sich auch einer anderen Kirche anschließen.

1836 berichtet der Superintendent über einen Teileinsturz der Kirche, die nun nicht mehr nutzbar ist. Interimskirche wird die Kapelle in Wettensen, die allerdings nur 92 Sitzplätze bietet.

1849 – Baumeister Hellner

Wiederum gehen etliche Jahre ins Land, bis das Bauvorhaben wieder aufgegriffen wird. Federführend ist jetzt das Konsistorium in Hannover als oberste Kirchenbehörde. Dort legt man im September 1849 die Pläne Papes dem „Bau-Revisor“ Hellner vor. Dieser hält die projektierte Kirche angesichts einer zunehmenden Bevölkerung für zu klein. Der Kostenanschlag sei fachmännisch erstellt, stamme aber aus dem Jahr 1834 und müsse wegen gestiegener Preise neu berechnet werden. Hellner empfiehlt daher die Anfertigung neuer Pläne und Berechnungen.

In Eimsen wendet man sich daraufhin an den Architekten Hasenbalg in Lamspringe, dem es jedoch „sehr leid“ tut, den Auftrag nicht übernehmen zu können. „Quid nunc?“ – zu deutsch: „Was nun?“… so ist es auf Latein auf dem ablehnenden Schreiben Hasenbalgs vermerkt. Man müsse dann wohl den Baumeister aus Hannover persönlich beauftragen. Anfang des Jahres 1850 übernimmt der Konsistorialbaumeister das Projekt.

Im Jahr darauf liegen Pläne Hellners vor, die den Beifall der Gemeinde finden. Die Bausumme wird auf 4400 Reichtaler veranschlagt. Die gestiegenen Lohn- und Materialkosten werden unter anderem auf den Bau der Eisenbahn zurückgeführt. Uneinig ist man sich zunächst in der Frage der zu verwendenden Baumaterialien. Die Gemeinde favorisiert eine Ausführung in Backstein, die aber nach Angabe Hellners wesentlich höhere Kosten verursachen würde. Die Kirche wird schließlich aus Dolomit-Quadern aufgemauert. Für die innere Mauerwerksschale werden Kalksteine aus einem „wilden Steinbruch“ verwendet, den Hellner persönlich in der Nähe des Bauplatzes entdeckt hat. Eine – für Hellner-Bauten typische – Altarwand wird aus Kostengründen nicht ausgeführt.

Aufgrund der fehlenden Bereitschaft der Patrone, finanzielle Hilfe zu leisten, erklärt das Konsistorium die Patronatsverhältnisse für „erledigt“. Einen Zuschuss von 300 Reichstalern hat das zuständige Ministerium zugesichert.

Nachdem im März 1854 auf einer Versammlung der Verantwortlichen vor Ort sämtliche Fragen geklärt werden, genehmigt das Konsistorium im Juli den Bau. Die Arbeiten werden dem Maurermeister Lampe aus Alfeld übertragen, die Bauaufsicht soll der Architekt Gräfenhain aus Hannover übernehmen, der sich wegen des Baus des Seminargebäudes ohnehin in Alfeld aufhält.

1855 – Letzte Verzögerungen und Baubeginn

In der ersten Hälfte des Jahres 1855 kommt das Projekt nochmals ins Stocken. Gräfenhain, eigentlich nur als „Bauführer“ engagiert, ändert die Pläne Hellners und wendet sich damit an das Konsistorium. Dort will man diese „technischen Differenzen“ von einem anderen Sachverständigen klären lassen. Offenbar ist Hellner von seinem Kollegen scharf kritisiert worden. In einem Schreiben des Konsistoriums ist von „unberechtigten persönlichen Ausfällen“ die Rede. In Eimsen wird jedoch keine weitere Verzögerung erwünscht. Der Plan Hellners soll ausgeführt werden. Die Bauaufsicht wird einem Maurerpolier namens Christian Horn übertragen, mit dem ein mehrseitiger Vertrag geschlossen wird, der auch Hellners Zustimmung findet. Nach dem Abriss der alten Kirche kann mit den Arbeiten begonnen werden. „Der Bau hat seinen Anfang genommen…“ schreibt Pastor Lüning aus Langenholzen, der die vakante Gemeinde in Eimsen mitversorgt, im Juni 1855.

Vertrag mit dem Maurerpolier Christian Horn; Quelle: ebd.

Instruction

für den anzustellenden Maurer-Polier und zugleich als Bauaufseher bei dem neu aufzubauenden Kirchen- und Thurmgebäude zu Eimsen

1857 – Die Einweihung

Mitte 1857 ist es endlich so weit. Das Gotteshaus ist komplett fertiggestellt. Superintendent Küster beantragt beim Konsistorium, die Einweihung in die Wege leiten zu dürfen und schlägt als Termin den sechsten Sonntag nach Trinitatis vor. Er entwirft eine „Liturgische Ordnung“ für die Einweihungsfeier, die er Pastor Lüning übersendet. Daraus ist der Ablauf des Festtages zu ersehen:

  • Am Vorabend wird die Feier durch Geläute angekündigt.
  • Am Sonntagmorgen um 9 Uhr beginnt die Feier, um 8.30 Uhr wird das erste Mal geläutet. Die Schulkinder und Gemeindemitglieder versammeln sich im Schulhaus.
  • Um neun Uhr wird das zweite Mal geläutet, die Prozession setzt sich vom Schulhaus aus in Bewegung. An der Spitze gehen – immer paarweise – die Kinder mit dem Lehrer, es folgen die Geistlichen, die die Bibel und die Abendmahlsgeräte tragen, die Kirchenkommissarien und zum Schluss die Gemeindemitglieder, zuerst die Frauen, dann die Männer. Während des Umzugs zur Kirche wird das Lied „Nun jauchzet dem Herren“ gesungen. Nach Erreichen der Kirche öffnet der Superintendent die Pforte und überreicht den Schlüssel dem ältesten Kirchenvorsteher. Der Gottesdienst beinhaltet mehrere Gesänge, Gebete und eine Rede des Superintendenten. Die Predigt hält Pastor Lüning.

Aber auch die Eimser selbst möchten die Feier mitgestalten. Sie wollen nach dem Gottesdienst für die „Erquickung“ der Gäste sorgen. Sie laden ins Wirtshaus ein, wo für Essen und Trinken gesorgt ist. Am Eingang zum Kirchhof und am Eingangsportal wird eine Ehrenpforte errichtet. Die von den Gebrüdern Gödecke gestiftete Bibel, der Klingelbeutel und die Abendmahlsgefäße werden morgens in die Schule gebracht.

„Die Kirche macht einen schönen Eindruck, namentlich Altar und Canzel sind sehr schön“ – so das abschließende Urteil von Pastor Lüning.

(Sämtliche Einzelinformationen der Chronik wurden den beiden Aktenpaketen des Landeskirchlichen Archivs Hannover, Nr. D 43, Spec. Eimsen, 511 I und 511 II entnommen. Die einzeln nicht nummerierten Akten enthalten den Briefverkehr zwischen dem Kirchenvorstand in Eimsen, dem Superintendenten, den Pastoren, den Patronen, dem Konsistorium in Hannover, den Architekten Kratzenberg und Hasenbach).

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