Stift Börstel – ein Ort, an dem religiöses Leben, Kunst und Natur im Einklang stehen. Im 13. Jahrhundert wurde hier, im Norden des Osnabrücker Landes, umgeben von Moor und Wald, das Kloster eines Frauenkonvents gegründet, der nach den Regeln des Zisterzienserordens lebte. Im Zuge der Reformation entwickelte sich aus dem Nonnenkloster ein „Freiweltliches Damenstift“, in dem Frauen beider Konfessionen unter neuen Bedingungen für ihren Glauben lebten. Gebet und Arbeit prägten und prägen bis heute den Tagesablauf der Frauen in Börstel, die in der Stiftskirche St. Marien über die Jahrhunderte hinweg Spuren hinterlassen haben.





Die schlichte Architektur der Backsteinkirche mit der Trennung von Nonnenchor und Laienkirche, das Chorgestühl und die geschnitzten Heiligenfiguren erinnern an die Klosterkirche aus dem Mittelalter. Epitaphien, Kanzel und Altarretabel stammen aus der Zeit des Barock. Als Stiftungen von Konventualinnen, die nach den Statuten adliger Herkunft sein mussten, bringen sie das Standesbewusstsein der Frauen zum Ausdruck, die in dieser ländlichen Abgeschiedenheit ein frühes Beispiel von Selbständigkeit und Emanzipation gegeben haben.





„Dem Treiben der Welt entsagen“ – eine der Ordensregeln des heiligen Benedikt von Nursia mag eine wichtige Rolle bei der Auswahl des Börsteler Waldes als Klosterstandort gespielt haben. Fernab von Siedlungen, abgeschirmt von weltlichen Einflüssen, führten die Schwestern an diesem Ort ein von Spiritualität und Arbeit bestimmtes Leben. Besonders im Winter spürt der Besucher des verschneiten Stiftgeländes noch heute diese Atmosphäre.
„Porta patet, cor magis“
(Die Tür steht offen, das Herz noch mehr)

Mit diesem Spruch luden Zisterziensermönche Fremde in ihre Klöster ein. Die starke Rolle der Frauen, die die Geschicke des Stiftes während seiner wechselvollen Geschichte bestimmt haben und der ökumenische Gedanke, der seit der Reformation in Börstel zum Tragen kommt, sind der Leitfaden bei meiner Führung durch die im nordwestdeutschen Raum einzigartige Kirche. Ich freue mich, die Stiftsleitung damit unterstützen zu dürfen.
Über eine Führung in der Stiftskirche am 1.6. 2018 berichtete der Markusbote, Gemeindebrief der Ev.-luth. Kirchengemeinde Sögel, in der Ausgabe 4/2.
