„Łabędź“ heißt auf polnisch „Schwan“. Bei der Umbenennung der deutschen Ortsnamen nach 1945 hat man versucht, „Groß Schwansfeld“ wörtlich zu übersetzen. Die Geschichte des kleinen Ortes an der Landstraße von Bartoszyce (Bartenstein) nach Kętryzn (Rastenburg) wurde seit jeher von den Eigentümern des Gutes in Groß Schwansfeld geprägt. Seit dem 17. Jahrhundert standen die Ländereien im Besitz der Familie von der Groeben, die auch das Herrenhaus im Ort in seiner jetzigen Form erbaut hat. Die Kirche liegt abseits der Landstraße am Rand des Dorfes. Das dahinterliegende Pfarrhaus ist seit Jahren nicht mehr bewohnt.

Die im 14. Jahrhundert erbaute Kirche ist ein chorloser Saalbau mit eingezogenem Westturm, Strebepfeilern und kleinen spitzbogigen Fenstern an der Südseite. Auf der Nordseite sind anstatt der Fensteröffnungen hohe Spitzbogenblenden zwischen den Pfeilern eingefügt. Das Backsteinmauerwerk ist in den unteren Wandabschnitten stark mit Feldsteinen durchsetzt. Ein typisches Architekturmerkmal aus der Zeit des Deutschordensstaates ist der Staffelgiebel mit den schlanken spitzbogigen Putzblenden im Westen. Auch der Turm schließt auf der Nord- und Südseite mit kleinen Staffelgiebeln ab. Im Jahr 1730 hat die Familie von der Groeben an der Nordseite ein Erbbegräbnis errichten lassen, dessen verputzte Wandflächen sich von dem mittelalterlichen Bau deutlich abheben.


Die alte Ausstattung der Kirche in Groß Schwansfeld ist in großen Teilen erhalten. Der Innenraum wird von einer bemalten Bretterdecke mit einer Darstellung der Himmelfahrt Christi und der zwölf Apostel überwölbt. An den Wänden wurden Reste mittelalterlicher Wandmalereien freigelegt. Emporen, Herrschaftssitze, der Orgelprospekt, der Altar und die Kanzel sind Werke des 17. Jahrhunderts.




Verschiedene Adelsfamilien, Grundbesitzer und Inhaber wichtiger Ämter, haben als Stifter von Ausstattungsgegenständen in der Kirche ihre Spuren hinterlassen. An der Brüstung einer Herrschaftsempore an der Nordwand hat das Ehepaar von Hondorff auf großflächigen Tafeln den Nachweis seiner adeligen Herkunft über vier Generationen künstlerisch darstellen lassen. Die Ehefrau stammte in väterlicher Linie aus dem alten Adelsgeschlecht der Truchsesse von Wetzhausen ab, wie dem abgekürzten Geburtsnamen der Inschrift zu entnehmen ist.


Anno 1653
„Hans von Hondorff beweiset hiermit wegen Vater und Mutter seine 4 und 8 Ahnen“
„Catharina Hondorffin gebohrne Truchsin V W beweiset hiermit wegen Vater und Mutter ihre 4 und 8 Ahnen“
Das Epitaph des 1577 gestorbenen Melchior von Kannacher zeigt den „Rath und Haubtman uff Rastenburgk“ mit seinen drei Söhnen, sieben Töchtern und seiner Ehefrau Anna, die ihn laut Inschrift um dreizehn Jahre überlebte. Einen weiteren Blickfang im Bereich der Nordwand stellt die Statue des Friedrich von der Groeben (1645-1712) dar, der in polnischen und preußischen Staatsdiensten stand. Die Schrifttafel weist auf seine Rolle bei der Belagerung Wiens durch die Türken im Jahr 1683 hin.



Biblische Gestalten und Szenen aus dem Alten und Neuen Testament kennzeichnen das Bildprogramm der Kanzel, des Altars und weiterer Emporenbrüstungen. Die Kanzel aus dem Jahr 1649 zeigt auf dem Korb Bildnisse der vier Evangelisten, die beiden Gemälde am Aufgang haben die Opferung Isaaks zum Thema.



Der Altaraufsatz besteht aus einem Flügelschrein im unteren Anteil und einer Bekrönung im Stil der Renaissance. Im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet, sind neben etlichen Bibelversen Gemälde und Reste reliefartiger Schnitzereien erhalten. Dargestellt sind unter anderem auch hier die Evangelisten, eine Ölbergszene, die Geißelung und die Grablege.



Heute feiern die Dorfbewohner von Łabędnik in der bis 1945 evangelischen Kirche die Heilige Messe. Marienbildnisse, im Raum gespannte Bänder, reichlicher Blumenschmuck und – wie in allen polnischen Kirchen – ein Bild des früheren Papstes Johannes Paul II. ergänzen die althergebrachte Ausstattung. Leider ist die Kirche außerhalb der Gottesdienste geschlossen. Manchmal ist ein Blick in den Innenraum durch eine Gittertür möglich. Meine Aufnahmen durfte ich während eines „Putzeinsatzes“ der Gemeinde machen…