San Xavier del Bac

Die Geschichte der Missionskirche San Xavier del Bac im Süden Arizonas liest sich wie der Plot zu einem Wildwestfilm.

Ende des 17. Jahrhunderts wird der aus Südtirol stammende Jesuitenpater Eusebius Kühn in die spanischen Kolonien Mittelamerikas gesandt. Seine Aufgabe ist die Mission, ein Hauptanliegen seines Ordens. Er bereist die Wüstenregionen zu Pferde, entwickelt über Jahre hinweg freundschaftliche Beziehungen zur indigenen Bevölkerung, gründet mehrere Missionsstationen.

Wenige Kilometer vom heutigen Standort entfernt entsteht im Jahr 1692 eine erste Niederlassung, die dem Jesuitenheiligen Franz Xaver gewidmet wird. Die Gebäude samt Kirche werden bei einem Apachenüberfall zerstört. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens errichten Franziskanermönche Ende des 18. Jahrhunderts die heutige Kirche.

Eusebio Kino, wie er von der spanischsprechenden Bevölkerung genannt wird, genießt noch heute große Popularität. In der Kirche befindet sich eine kleine Holzskulptur des „reitenden Padre“. Auch ein Bildnis des Namensgebers Franz Xaver (1506 – 1552) ist im Innenraum zu sehen. Der baskische Adlige gehört zu den Mitbegründern des Jesuitenordens und war als Missionar in Ostasien tätig. Er ist im Priestergewand mit einem Kruzifix in der Hand abgebildet. Das Schiff im Hintergrund und der Palmenstrand deuten auf seine Überseereise hin.

In der trockenen Ebene südlich der Stadt Tucson ist die leuchtend weiße Kirche schon von weither zu erkennen. Der leicht vorspringende sandfarbene Mittelteil der Doppelturmfassade mit dem breiten rundbogigen Portal bietet einen eindrucksvollen Kontrast zu den glatt verputzten Außenwänden.

Die durch Pilaster in drei Achsen gegliederte Fläche ist mit Stukkaturen besetzt, die Pflanzenornamente darstellen. Seitliche Nischen, in denen teilweise beschädigte Statuen von Heiligen stehen, werden von in Stuck gearbeiteten Vorhängen überfangen. Den oberen Abschluss der Front bildet ein geschwungener Giebel mit seitlichen Voluten. Das Christus- und das Marienmonogramm im Giebelfeld weisen auf die Gründung der Kirche durch Jesuiten hin.

Die Kirche weist den Grundriss eines lateinischen Kreuzes mit runder Chorapsis auf. Die Vierung wird von einer Kuppel überwölbt. Der Innenraum zeichnet sich durch seine überbordende Ausstattung und dekorative Gestaltung im Stil des Barock aus. Farbintensive Wandmalereien, Stuckarbeiten und eine Vielzahl von Engels- und Heiligenfiguren schmücken die Innenwände des Langhauses. Die Chorapsis und die Stirnseiten der Querhausarme werden von den deckenhohen Aufbauten der drei Altäre ausgefüllt.

Bis auf einige namentlich benannte Statuen ist die Mehrzahl der Heiligenfiguren nicht sicher zu identifizieren. Ihrem Habit entsprechend handelt es sich vorwiegend um Angehörige des Franziskaner- und des Jesuitenordens, die als Erbauer der Kirche und Gründer der Missionsstation wegweisend waren.

Die beiden Gewölbejoche über dem Langhaus sind mit großen zirkulären Vorhängen ausgemalt. Von ihnen gehen je vier Kordeln aus, an deren Enden Engel ziehen, als ob sie jederzeit den Blick zum darüberliegenden Himmel freigeben wollten.

Langhausgewölbe, Vorhangmalerei

San Xavier del Bac ist hinsichtlich der Architektur, der Gestaltung des Innenraums und der Ikonographie eine „europäische“ Kirche, wie sie auch in Spanien oder Portugal hätte gebaut werden können. Und doch gibt etwas Landestypisches in dem katholischen Gotteshaus im Süden der Vereinigten Staaten. Die Figur der Heiligen Kateri Thekakwitha wird man wahrscheinlich in Kirchen des Alten Kontinents vergeblich suchen.

Bei der geschnitzten Statue mit dem Kreuz in den Händen handelt es sich unverkennbar um die Angehörige eines Indianerstammes. Kateri Tekakwitha lebte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Norden der heutigen Vereinigten Staaten. Auch ihre Geschichte ist mit der Missionstätigkeit der Jesuiten in Amerika verbunden.

Die junge Frau vom Stamm der Mohawk entschied sich gegen den Willen ihrer Familie für ein vom christlichen Glauben geprägtes Leben und wurde von einem Jesuitenpater getauft. Sie lehnte eine Verheiratung ab, setzte sich für Bedürftige ein. Schon zu Lebzeiten erlangte sie Popularität und wurde seit ihrem frühen Tod im Alter von 24 Jahren als fromme Christin verehrt. Im Jahr 2012 erfolgte in Rom die Heiligsprechung.

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