Weihenlinden

Zwei Zwiebeltürme vor einem nicht ganz weißblauen Himmel – die Wallfahrtskirche Weihenlinden ist eines der typischen Gotteshäuser, die die bayrische Landschaft prägen. Erbaut wurde die Basilika in den 1650er Jahren über einer bereits bestehenden Gnadenkapelle, die wegen eines alten Muttergottesbildes Ziel von Wallfahrern und Pilgern war. Eine Quelle, deren Wasser Wunderkraft zugesprochen wurde, erhöhte die Anziehungskraft des Ortes für Gläubige, die hier Zuspruch und Hilfe suchten.

Der von einer Kuppel überwölbte Raum der Gnadenkapelle ist in den Kirchenraum einbezogen. Er ist an die Ostwand angelehnt und durch schräg gestellte Türöffnungen zu beiden Seiten der Mensa des Hochaltars zu erreichen.

Die von Akanthusschnitzwerk umrahmten Inschriften über den Türbögen versprechen dem Besucher die göttliche Gnade, die ihm in Weihenlinden zuteil wird. Den Innenraum dominiert der Altar mit dem Bild der Muttergottes mit dem Kind. Wände und Kuppel sind mit Stuckdekorationen im Stil des Rokoko verziert.

Über der Kapelle erhebt sich ein monumentaler zweigeschossiger Altaraufbau, dessen Grundriss drei Seiten eines Achtecks entspricht. Er füllt die gesamte Mittelschiffsbreite aus. Die Bekrönung mit einer großen Uhr im Zentrum ragt bis in das Gewölbe. In den Muschelnischen des zurückspringenden Obergeschosses stehen drei bärtige Figuren mit einer Tiara auf dem Haupt. In der linken Hand tragen sie eine Weltkugel. Sie personifizieren Vater, Sohn und den Heiligen Geist, worauf lateinische Inschriften oberhalb der Nischen hinweisen.

Die Heilige Dreifaltigkeit ist neben der Muttergottes und dem Heiligen Josef eines der drei Patrozinien von Weihenlinden. Die drei Patrone werden in einer Inschriftkartusche hoch über dem Hauptaltar benannt, bildnerisch sind sie in den Fresken des Mittelschiffgewölbes dargestellt. Das dreifache, im Dreieck angeordnete „Sanctus“ steht für die Trinität. Im mittleren Fresko erscheint die Gottesmutter in der Gestalt des Gnadenbildes. Eine Engelschar präsentiert den Schriftzug „Josep(h)“ im dritten Gemälde.

Die reichhaltige künstlerische Gestaltung des Innenraumes stammt aus dem Jahr 1736. Dekorative Stuckelemente und eine Vielzahl von Gemälden im Stil des frühen Rokoko überziehen Decken und Wandflächen. Das Bildprogramm nimmt dabei in besonderem Maße Bezug auf die Marienverehrung in der Wallfahrtskirche. Symbolische Darstellungen der sieben Freuden und Schmerzen Mariens und Szenen aus dem Leben der Gottesmutter schmücken die Deckengewölbe der Seitenschiffe.

Die Gnadenkapelle Weihenlinden wurde in den Jahren 1650-52 in das Kloster Weyarn, ein Augustiner-Chorherrenstift, einbezogen. Dem Gründer des Ordens, dem Heiligen Augustinus von Hippo, wurden daher an verschiedenen Punkten im Innenraum der Kirchen Andenken gesetzt. Skulpturen und gemalte Szenen aus seiner Heiligenlegende erinnern an den Kirchenvater. Das Untergeschoss des Hauptaltars enthält ein Gemälde seiner Eltern Patritius und Monika. Eine andere Abbildung zeigt seine Bekehrung zum Christentum, die der Legende nach unter einem Feigenbaum stattfand.

Ausdruck einer tiefen Volksfrömmigkeit, der die besondere Rolle der Kirche als Wallfahrtsort hervorhebt, ist ein Freskenzyklus aus dem 18. Jahrhundert, der in den beiden flachen Gängen entlang der Außenwände der Seitenschiffe zu sehen ist. Eine Vielzahl von Gemälden erzählt von den Wundergeschichten, die sich dank der Fürsprache der Muttergottes im Umfeld der Kirche zugetragen haben sollen.

Alle Bilder enthalten zum besseren Verständnis einen kurzen Erzähltext. Die oben abgebildete Wundergeschichte ereignete sich am 12. August 1700. Eine „gewisse Person“ wurde versehentlich von einem „herumziehenden Kroaten“ angeschossen, der eine Pistole trug. Ein „Eichhorn“ auf dem Arm des Mannes war – warum auch immer – durch ein „Kettlein“ direkt mit dem Hahn der Pistole verbunden, aus der sich plötzlich ein Schuss löste. Im Bild, das den „Kroaten“, das Opfer und eine weitere Frau in einem Raum zeigt, sendet die Muttergottes in Gestalt des Gnadenbildes einen Strahl aus, der ihre Heilkraft symbolisiert. Die „Person“ wurde wieder gesund.

search previous next tag category expand menu location phone mail time cart zoom edit close