Bei einer Fahrt durch die mecklenburgische Landschaft habe ich vor einigen Jahren die Kirche in Retschow entdeckt, eine der vielen mittelalterlichen Dorfkirchen Mecklenburg-Vorpommerns, die vom Verfall bedroht waren. In Retschow, in der Nähe Bad Doberans unweit der Ostseeküste gelegen, konnte dieses Schicksal abgewendet werden. Mit finanziellen Mitteln aus staatlichen Quellen, von privaten Organisationen und Einzelstiftern wurden in den letzten Jahren verschiedene Restaurierungsmaßnahmen realisiert.
Eine große Rolle für den Erhalt der Dorfkirche spielt der Förderverein, der mit seinen Mitgliedsbeiträgen, eigenen Initiativen und organisatorischem Einsatz die Maßnahmen anregt, unterstützt und koordiniert. Beeindruckt von dem Engagement der kleinen Gruppe, bin ich vor einiger Zeit dem Verein beigetreten, beobachte die Aktivitäten aus der Ferne meines Wohnorts, bin aber gar nicht so selten auch vor Ort. Eine der regelmäßigen Aktionen des Fördervereins ist der Krammarkt im Umfeld der Kirche am letzten Sonntag im Mai und am „Tag des offenen Denkmals“. Näheres zur Kirche und unserem Verein finden sie hier.

Ein Schwerpunkt der vergangenen Jahre war die Sanierung des hölzernen Kirchturms, die im Jahr 2021 abgeschlossen werden konnte. Im Erdgeschoss des Turms wurde ein Gemeinderaums eingerichtet, der auch als Winterkirche genutzt werden soll. Zwischen alten Holzbalken sitzend, bietet sich dem Besucher durch eine breite Glastür der Blick in den Kirchenraum mit seinem mittelalterlichen Schnitzaltar. Ein moderner Anbau an der Nordseite nimmt eine kleine Küche und ein WC auf.

Im Zuge der Baumaßnahmen musste auch der Retschower Hahn die Kirchturmspitze verlassen. So erhielt er die einzigartige Gelegenheit, sich einmal im Innenraum der Kirche umzusehen. Seit dem 12.3.2019 nimmt der Hahn wieder seine angestammte Rolle als Turmbekrönung wahr.
Übrigens: Nicht nur die mittelalterliche Ausstattung der Kirche ist sehenswert. Wahrscheinlich liegen in keinem Gotteshaus so viele unterschiedliche Sitzkissen auf den Bänken wie in Retschow.
